Sparifankerl Pass

Fast vergessene bayerische Rituale erleben ihre Wiedergeburt

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Bild: Sparifankerl Pass

Die historische, aber zu unrecht in Vergessenheit geratene alpenländische Tradition des ”Krampus-Laufens” lebt jetzt auch in Deutschland wieder auf. Bereits seit dem Jahr 2001 widmet sich die in München einzigartige ”Sparifankerl-Pass” (mundartlich für ”Teufels-Gruppe”) mit beachtenswertem Aufwand der Erhaltung dieses winterlichen Brauchtums, in dessen Mittelpunkt der ”Krampus” als kongenialer Begleiter des gütigen Bischofs Nikolaus und als Abgesandter des Bösen ”schlechten Zeitgenossen” und ”ungezogenen” Kindern Angst einjagt.

Von Ende November bis Anfang Januar absolvieren die 15 jungen und jung gebliebenen Mitglieder rund 25 Termine und Auftritte in Bayern, Österreich und Norditalien. ”Das Interesse der Zuschauer an den so genannten ,Krampus-Läufen‘ nimmt enorm zu”, berichtet Tom Bierbaumer, gemeinsam mit Gordon Wüst und Christoph Klemm Initiator der ersten Krampus-Gruppe im Großraum München.

”Obwohl wir uns nach wie vor auf einer Art ,Missionstour‘ befinden, um diesen einzigartigen und faszinierenden Brauch wieder im allgemeinen Bewusstsein zu etablieren.” Dabei sorgen schon die zumeist recht heftigen Auftritte der bajuwarischen ”Kramperln” dafür, dass sich die Zuschauer lange an dieses traditionelle Ritual erinnern, das vor 500 Jahren noch der Abwehr und Vertreibung von Dämonen und sonstigem bösen Geistervolk diente.

Speziell in Österreich finden sich zu den alljährlichen ”Krampus-Läufen” bis zu 60 Gruppen ein, die nacheinander eine vorbestimmte Wegstrecke durch die Stadt zurücklegen. So tragen die einzelnen Teilnehmer Furcht erregend aussehende, durchaus aber sehr aufwändig und kunstvoll aus Linden-, Zirben- oder Erlenholz gefertigte Masken (”Larven”), einen zotteligen Pelz, Krallen-Handschuhe, eine Rute sowie zahlreiche Glocken, mit denen sie einen Heidenlärm veranstalten.

Damit nicht genug: Unvorsichtige Passanten, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen können oder wollen, werden in das ruppige Geschehen mit einbezogen und ordentlich geschüttelt – oder landen auch mal auf dem Hosenboden.

Besonders beliebt: die Tradition des so genannten ”Stampern”. Dabei setzen die Krampusse speziell jungen Mädchen nach, um sie mit ihren Ruten mehr oder weniger zärtlich zu schlagen – eine Reminiszenz an die erotische Komponente, die den ”Krampus” von seinem vergleichsweise farblosen nord- und mitteldeutschen Pendant ”Knecht Ruprecht” unterscheidet. ”Die meisten Mädchen fordern dies geradezu heraus”, weiß Tom Bierbaumer. ”Allerdings steht die Sicherheit aller Beteiligten an vorderster Stelle – wir riskieren keine Verletzungen und gehen insbesondere mit Kindern sehr behutsam um.”

Da die Münchener keine kommerziellen Absichten verfolgen, müssen die Mitglieder neben der aufgewendeten Zeit auch finanzielle Opfer bringen: Zwischen 1.800 und 2.500 Euro kostet allein die typische Kostümierung, die Bierbaumer bereits zu Jahresbeginn beim Maskenschnitzer Astei im österreichischen Großarl für die kommende Saison ordern muss. ”Wir machen dies alles aus reinem Spaß an der Freude”, gibt Bierbaumer zu, der sein Einkommen im zivilen Leben als selbstständiger Kameramann erzielt. ”Ich selbst bin bereits im Kindesalter in Kempten als kleiner Krampus gelaufen, bevor der Brauch fast völlig verschwand. 2001 sind Gordon Wüst, Christoph Klemm und ich auf die Idee gekommen, diese Tradition wieder aufleben zu lassen. Seitdem nimmt das Interesse stetig zu.”

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