Krampusspiel – Krampusmusik von Violenzia
Violenzia gibt es mit unterschiedlichen Konzepten und Besetzungen seit inzwischen fast vier Jahren. Immer war es ihr Ziel musikalisch Geschichten von Schönheit und Gewalt zu erzählen. Mit ihrem ersten kompletten Album entschlossen sie sich, ihre Liebe zum winterlichen Maskenbrauchtum ein Denkmal zu setzen.
Besonders beeindruckt haben sie schon immer die Nikolausspiele in der Obersteiermark. Teilweise werden diese Volksschauspiele seit knapp 200 Jahren unverändert aufgeführt. Sie strahlen eine unvergleichliche Kraft und Mystik aus – ganz ohne Feuerwerk und Tonanlage. Unter diesen Spielen ist die Aufführung der Weißenbacher Graphitteufel aus Weißenbach bei Liezen wohl eine der spektakulärsten. Die Darsteller tragen keine Masken sondern schwärzen ihre nur mit einem Lendenschurz und vielleicht einer ärmellosen Weste bekleideten Körper mit Graphitpulver. So laufen sie dann barfuß durch den Schnee von Spielstätte zu Spielstätte. Je später der Abend desto brachialer wüten sie unter dem Publikum, verteilen Rutenschläge, werfen Zuschauer zu Boden oder packen vorlaute Halbstarke am Kragen, um sich ihnen abseits der Öffentlichkeit besonders intensiv zu widmen.
Deshalb zieren die Weißenbacher Graphitteufel auch das Cover des im Frühjahr diesen Jahres aufgenommenen Debutalbums „Krampusspiel“. Sie verkörpern genau das Gefühl, das Violenzia mit ihrer Musik vermitteln wollen: Wildheit, Kraft, Angst und Freude.
Auch inhaltlich orientiert sich das Album am traditionellen Nikolausspiel der Obersteiermark: Im ersten Lied „Einzug“ wird – wie es der Brauch will – mit den Worten „Losst der Hausherr spün?“ um Auftrittserlaubnis gebeten. Die Nummern „Der Schmied“ und „Der Tod“ behandeln den traditionellen Jedermann-Stoff, der in fast jedem Nikolausspiel zu finden ist (nur nimmt sich Violenzia hier die künstlerische Freiheit, den Bettelmann durch den Schmied zu ersetzen). Es folgen die Höllenpredigten von Lügenteufel, Eheteufel und Habgierteufel gekrönt vom Auftritt des Luzifer, einer lupenreinen Hard Rock Nummer mit Sommerhit-Potenzial. 😉 Wie jede gute Krampusveranstaltung klingt zum Schluss auch unser Album im wilden Durcheinander des „Freilauf“ aus.
Die Texte sind durchwegs in Deutsch gehalten, teilweise auch in Mundart. Zum einen war es ihnen wichtig, Originalpassagen aus den diversen Spielen einfließen zu lassen, zum anderen wollen sie sich möglichst gut, verständlich und publikumsnah ausdrücken. „Wir singen halt so, wie uns die Gosch’n g’wachsen is.“
Musikalisch siedelt sich das Album „Krampusspiel“ irgendwo zwischen Stoner Rock, Hard Rock und Thrash Metal an. Jemand meinte mal, es klinge wie ein Mischung aus Alkbottle und Ostbahn Kurti … am besten, man macht sich selbst ein Bild. Auf jeden Fall war es ihnen wichtig, eine musikalische Form zu finden, die dem Maskenbrauchtum entspricht, denn das, was derzeit auf so manchem Krampus- oder Perchtenlauf aus miserablen, übersteuerten Lautsprechern plärrt, könnte nicht weniger zu einem alten, handwerklichen und nicht zu letzt rohen Brauchtum passen. Was haben letztklassige Electro- und Industrial Nummern von Bands, die den Krampus für den bösen Zwillingsbruder von Santa Claus halten, bitte mit unserem wunderschönen Brauch zu tun?
Deshalb war es auch schon in der Konzeption des Albums „Krampusspiel“ ein Anliegen, ja fast oberstes Ziel, auf Krampusläufen aufzutreten. Das erste mal in die Tat umsetzten können sie das bei der Höllenrocknacht der Stubei Tuifl am 28.11.2014 in Mieders in Tirol.
Wer es nicht nach Tirol schafft, kann sich die Musik auch aus der Konserve anhören.